2011年4月13日水曜日

地元紙インタビュー (2)

4月12日付け地元紙『westline.de』にも内田のインタビュー。
前にエントリーした『ルール・ナッハリヒテン』のと被ってますけど全く同じということでもないのかな?
Schalkes Atsuto Uchida: Angst nur auf der Autobahn

GELSENKIRCHEN Japaner gelten als sehr höfliche Menschen, die meistens nett und freundlich sind. Auf Atsuto Uchida trifft das ohne Einschränkung zu. Beim Interview-Termin mit dem Medienhaus Bauer verbeugt sich der Schalker Abwehrspieler vor seinem Gesprächspartner und lässt sogar sein Schokoladeneis links liegen.


Wissen Sie, dass Sie am Mittwoch Fußball-Geschichte schreiben können?
Ich habe davon gehört. Sie meinen sicher, dass noch nie ein Japaner das Halbfinale in der Champions League erreicht hat. Aber für mich ist etwas anderes noch viel wichtiger.

Nämlich?
Schalke hat auch noch nie den Sprung unter die letzten vier Mannschaft in der Königsklasse geschafft. Sollte das klappen, wäre das ein Super-Erfolg, den uns kaum jemand vor der Saison zugetraut hätte.

Haben Sie noch Zweifel, dass Schalke nach dem grandiosen 5:2-Hinspielerfolg in Mailand scheitern könnte?
Inter ist eine starke Mannschaft. Wir haben erst die Hälfte des Viertelfinals hinter uns. Es wird nicht einfach, aber normalerweise sollten wir uns das nicht mehr nehmen lassen.

Und in der Bundesliga hat Königsblau plötzlich die Chance, die Saison noch zu retten. Der Rückstand auf Platz fünf beträgt nur noch sechs Punkte.
Die letzten Ergebnisse haben bewiesen, welches Potenzial in unserer Mannschaft steckt. Momentan haben wir einen Lauf. Doch andererseits muss man auch sehen, dass unsere Konkurrenz sehr stark ist. Um den Rückstand noch aufzuholen, muss alles passen.

In den letzten Wochen ging es auf Schalke recht turbulent zu. Wie haben Sie das erlebt?
Ich lerne zwar intensiv deutsch, aber es war schwierig für mich, alles zu verstehen. Generell muss ich sagen, dass mir Felix Magath etwas leid getan hat. Er hat mich geholt und mir viel Vertrauen geschenkt. Und schließlich haben wir Spieler einige Partien verloren und müssen uns deshalb auch an die eigene Nase fassen.

Wie schwer ist es für Sie, sich angesichts der Erdbeben-Katastrophe in ihrem Heimatland auf Fußball zu konzentrieren?
Die letzten Wochen waren keine einfache Zeit. Was in Japan passiert ist, ist eine Tragödie. Mit meinen Gedanken war ich noch mehr in meiner Heimat, als ich es ohnehin schon bin. Ein Stadion, in dem ich früher sehr gern gespielt habe, hat durch das Erdbeben so viele Schäden abgekommen, dass dort in nächster Zeit nicht mehr Fußball gespielt werden kann. Von den vielen Toten und Verletzten will ich erst gar nicht reden. Glücklicherweise ist von meiner Familie sowie Freunden und Bekannten niemand unmittelbar von dieser Katastrophe betroffen.

Apropos Familie: Wie haben es Ihre Angehörigen aufgenommen, dass Sie in die Bundesliga gewechselt sind?
(lächelnd) Da bedurfte es schon etwas Überredungskunst. Meine Mutter hat gesagt: Atsuto, was willst Du in diesem Land, wo das Wetter meistens so schlecht ist? Da regnet es doch viel zu oft. Denn meine Familie ist in dieser Hinsicht etwas verwöhnt. Sie leben in Shizuoka am Meer südlich von Tokio. Dort ist das Klima sehr angenehm.

Sie haben sich aber durchgesetzt.
Weil die Bundesliga in Japan gerade auf junge Spieler eine sehr große Anziehungskraft besitzt. In meinem Heimatland gilt die Bundesliga als das Non-plus-ultra. Dieser sportlichen Herausforderung wollte ich mich unbedingt stellen.

Obwohl Ihr Vater es als Basketball-Trainer sicher gern gesehen hätte, wenn Sie diese Sportart ausgeübt hätten?
Nein, diesen Gedanken hat er schnell verworfen. Mit meinen 1,76 m bin ich für japanische Verhältnisse zwar mittelgroß, aber viel zu klein, um damit als Profi mein Geld zu verdienen. Da bin ich im Fußball viel besser aufgehoben. Das hat auch mein Vater schnell eingesehen.

Verfolgt Ihre Familie ihren Werdegang auf Schalke intensiv?
Aber sicher. Auch die Bundesliga wird in Japan live übertragen, allerdings wegen der Zeitverschiebung mitten in der Nacht. Meine Eltern stört das jedoch nicht. Sie haben bislang noch kein Schalke-Spiel im Fernsehen von mir verpasst.

Waren Sie auch schon einmal in der Veltins-Arena?
Im vergangenen September hat meine Mutter Sumie mich in Gelsenkirchen besucht und ein Spiel angeguckt. Sie war begeistert von der Stimmung im Stadion.

Wie klappt mittlerweile die Kommunikation mit Ihren Mitspielern?
Alle meine Clubkameraden geben sich sehr viel Mühe und erklären mir viele Dinge, wenn ich etwas nicht verstehe. Wir verständigen uns auf englisch. Ich lerne zwar intensiv deutsch, aber bis ich diese Sprache einigermaßen beherrsche, wird es noch etwas dauern. Aber ganz wichtig ist für mich: Ich fühle mich nicht allein.

Trotzdem werden Sie doch sicher einige Dinge vermissen, die in Japan üblich sind?
Ich finde, die Unterschiede zwischen der deutschen und japanischen Kultur sind in Sachen Fußball gar nicht so groß. In beiden Ländern wird sehr viel Wert auf Disziplin gelegt. Es wird höchst professionell gearbeitet. Die Rahmenbedingungen sind in Deutschland allerdings noch besser, was zum Beispiel die Trainingsbedingungen und die Stadionkapazitäten betrifft. Und in Deutschland wird körperbetonter gespielt.

Also mangelt es Ihnen an nichts?
(grinsend) Doch. Ich kann nicht so oft japanischen Reis essen, wie ich will. Ich habe zwar für meine Wohnung in Gelsenkirchen eine japanische Haushälterin, die sich um viele Dinge kümmert. Doch der spezielle Reis aus meinem Heimatland ist in Deutschland nicht so einfach zu bekommen. Aber damit kann ich leben. Sonst geht es mir gut. Die Menschen in Gelsenkirchen sind sehr freundlich zu mir. Selbst an der Tankstelle muss ich oft Autogramme geben und kann meistens nicht sofort weiter fahren.

Ist Autofahren Ihr Hobby?
Richtig. Ich mache sehr gerne Spritztouren durch das Ruhrgebiet. Allerdings habe ich auf den deutschen Autobahnen manchmal etwas Angst.

Warum?
Ihr Deutschen rast teilweise über die Straßen. In Japan darf man nicht schneller als 100 Kilometer pro Stunde fahren. Deshalb musste ich mich daran erst gewöhnen.

Sie lernen doch schnell. Auf Schalke haben Sie sofort einen Stammplatz erkämpft. Was sind Ihre Ziele in den nächsten Jahren?
Ich will mit Schalke Titel gewinnen. Die erste Chance besteht beim DFB-Pokalfinale in Berlin. Ich habe in Japan zwar auch schon drei Meisterschaften mit Kashima Antlers geholt, aber ein Titel mit einem Bundesligisten würde mir noch mehr bedeuten, weil das Leistungsniveau in Deutschland höher ist.

Ihr Landsmann Kagawa kann mit Dortmund bereits in diesem Jahr sogar Meister werden.
Es ärgert mich schon etwas, dass der BVB momentan vor Schalke steht. Denn ich weiß, welche Rivalität zwischen beiden Clubs herrscht. Das habe ich gleich in meinen ersten Tagen auf Schalke gelernt. Andererseits freut es mich für Shinji, dass er so gut Fuß gefasst hat.

Apropos Fuß. Da habe ich bei Ihnen von einem besonderen Ritual gehört.
Fußballer sind abergläubisch, auch ich gehöre dazu. Ich betrete den Platz immer mit dem rechten Fuß und gehe nach dem Abpfiff raus auf dem linken. Warum ich das mache, weiß ich auch nicht. Aber bisher hat das meiner Karriere nicht geschadet.

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